Der Chengdu Marathon, World Majors-Kandidat, schöne Stadtentdeckung

Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan, ist Heimat einer der grossartigen scharfen chinesischen Küchen, bietet traditionelles Sichuan savoir vivre in modernem Gewand – und den Chengdu Marathon.

Der Chengdu Marathon ist in Verhandlungen, ein siebentes Rennen unter den Abbott World Marathon Majors (neben z.B. Berlin, London, New York, Tokyo) zu werden.

Hier wollte ich, während ich in der Nähe arbeitete, unbedingt hin und auch aus Chengdu zeigen, wie es so ist, einen Marathon in China zu laufen.

Chengdu Marathon Anmeldung

Die Registrierung für den Chengdu-Marathon lief einigermassen einfach; für Nicht-Chinesen gab es die Anmeldeseite auch auf Englisch.

Natürlich war die Anmeldegebühr so etwas höher, als wenn ich mich als wohnhaft in China angemeldet hätte, aber ich meinte, das würde zumindest bessere Chancen ergeben, einen Platz zu bekommen, sollte eine Lotterie um die Plätze stattfinden.

Es war auch notwendig, Resultate eines anderen Marathons hochzuladen, den man in einem bestimmten Zeitraum (recht zeitnah) absolviert hatte. Das Ganze sollte eine Urkunde von einem Lauf sein, nicht einfach Online-Resultate – warum auch immer.

Natürlich war der einzige Marathon, für den ich ein derartiges Dokument bekommen konnte, der Prag-Marathon, ein wenig ausserhalb des eigentlich geforderten Zeitfensters gewesen. Ein wenig unsicher war ich also, ob das akzeptiert würde.

Ich meldete mich jedenfalls Anfang Sommer, sobald die Registrierung offen war, für den Marathon an.

Ende des Sommers hatte ich die Bestätigung, dass ich unter den Teilnehmern war. Offenbar also war das hochgeladene Dokument akzeptiert worden.

Startnummerabholung?

In typischer chinesischer Manier gab es Tage vor dem Rennen noch immer keine Benachrichtigung darüber, wo die Marathon-Expo und wie die Startnummernabholung funktionieren würde.

Es gab Infos (auf Chinesisch) über die Souvenirs zum Rennen; diese Info schien am Rande auch den Ort der Marathon-Expo zu erwähnen, aber das war’s.

Zwei, drei Tage vor dem Rennen, wo ich schon auf dem Weg nach Chengdu war und die Marathonexpo bereits geöffnet hatte, da kam endlich die Information online, auf Chinesisch und auch auf Englisch.

Garmin-Stand auf der Chengdu-Marathon Expo
Bei meinem Interesse an Sport-/Outdoor-Uhren war der vielbesuchte Stand von Garmin natürlich besonders bemerkenswert

Mit dem Ausweis, den man auch zur Anmeldung genutzt hatte, sollte man also zum Chengdu International Exhibition Center und sein Zeugs abholen.

Den Weg dahin zu finden war, wie so oft, ganz einfach: Man musste nur den Leuten nach bzw. die Wege entlang, wo Leute mit dem typischen Startersackerl einem schon entgegen kamen.

Die Organisation, mit dem ID-Check und dem Papier, dass man damit bekam, um Starternummer und -sackerl abzuholen, war gut organisiert.

Es gab genug Leute, die auf Englisch halfen, und auch ohne die Anweisungen auf Englisch zu hören oder auf Chinesisch zu verstehen, war alles klar genug.

An den Start…

Im Startblock für den Chengdu-Marathon
Im Startblock für den Chengdu-Marathon

Der Weg zum Start hatte mir ein wenig Sorgen gemacht.

Mit dem Start um 8 Uhr früh, der ersten U-Bahn um 6:30 oder so – da schien es besser, ein Zimmer in der Nähe zu nehmen.

So ganz nahe allerdings war das, wie sich herausstellte, auch wieder nicht.

Dafür allerdings wurden die U-Bahnen am Tag des Marathons, speziell für die Teilnehmer, schon früher in Betrieb genommen!

Die LKW zum Abliefern der Starterbags waren wieder einfach zu finden; die Startboxen weniger, aber nicht so schwierig wie das Anfang des Jahres, beim Prag-Marathon, der Fall gewesen war.

Die Chengdu-Marathon-Erfahrung

Der Chengdu-Marathon hat mich ein wenig getäuscht.

Da waren so wenige Abschnitte, die hinaus und gleich wieder zurück führten, ich meinte, hier gäbe es weniger dieser lästigen Streckenverläufe.

Na ja, ganz so war dem nicht…

Die Marathon-Route

Die faszinierende erste Hälfte des Chengdu Marathon

Die erste Hälte des Laufs geht schön durch die Stadtmitte. Dieser Abschnitt ist super-interessant; an der Strecke liegen diverse Museen und Sehenswürdigkeiten.

Mir gefällt es immer, solche Orte nicht nur beim Besuch des einen hier, des anderen dort, U-Bahn-Fahrt dazwischen, zu sehen, sondern sie auch einmal durch eigene Schritte verbunden erlebt zu haben.

Der Gewaltmarsch der zweiten Hälfte des Chengdu Marathon

Der zweite Teil des Marathons allerdings ist im Wesentlichen ein einziger langer Lauf auf einer Hauptstrasse, in Richtung Süden… und dann 180 Grad wieder zurück auf der anderen Fahrbahn derselben Strasse Richtung Norden.

Kilometer für Kilometer, Meile für Meile.

Am Anfang dieses Abschnitts sieht man einige der schnellsten Läufer auf der anderen Seite der Strasse.

Als ich selbst endlich an dieser Stelle angekommen war, da waren auf der nun anderen Seite bereits die Busse und Kehrmaschinen, die den Abschluss des Laufs markierten, unterwegs.

Ein solcher Abschnitt, der war wie üblich eine Übung in meditativem Laufen.

Links-rechts, links-rechts, schön konstant langsam, ohne zu viel über irgendwas ausser das Laufen nachzudenken.

Dann allerdings geht es ab von dieser langen Strasse, auf die Grüngürtel-Wege in Parklandschaft durch diesen Teil von Chengdu, schon wieder nahe den Ausstellungsgelände-Gebäuden.

Faszinierende Architektur, eine schöne Mischung von urbanen Laufstrecken und anfeuernden Menschen, ein wenig Auf-und-Ab…

Eine Versorgungsstation, die typische – scharfe! – Snacks der Sichuan-Küche bieten würde!

Und ziemlich plötzlich, inmitten dieses Laufens, dass sich wieder wie ein Lauf im Park anfühlt, war da das Ziel!

Ziel!

Hier in Chengdu ist die Ziellinie irgendwie anti-klimaktisch.

Keine sofortige Medaille, die einen erwartet, anders als bei vielen sonstigen Marathons. Man weiss kaum, wo genau eigentlich die Ziellinie war.

Ein wenig weiter allerdings bekommt man seine Medaille – die ziemlich beeindruckend ist (falls einen das kümmert).

Die Finisher-Medaille des Chengdu Marathon
Die Finisher-Medaille des Chengdu Marathon

Dann kommt noch ein Finisher-Sackerl, das eines der bisher besten war.

Es gibt ein wenig zu Essen und Trinken, amüsanterweise auch etwas Pixian Doubanjiang. Aber auch, zuerst einmal, Plastik-Sandalen und ein Handtuch im Chengdu-Marathon-Design, die sich am Ende eines solchen Laufs als sehr praktisch erweisen. Und es später immer noch sind.

Zurück geht es in die Ausstellungshalle, wo auch die Marathon-Expo war. Dort erwarten einen die Lastwägen mit den abgegebenen Sachen. Und hat man ein Finisher-T-Shirt bestellt, dann ist auch das in dieser Halle abzuholen.

Dann geht’s hinaus und auf den Weg zurück zur U-Bahn, zurück zum Hotel… wieder ein Sightrunning-Erlebnis reicher.

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